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Rapper Ben Salomo im Interview

Aktualisiert: 17. Sept. 2020

Mit Rap gegen antisemitischen Rap - das ist die Philosophie von Ben Salomo. Der Berliner ist dabei äußerst erfolgreich.


Das neueste Mitglied im Beirat der Ausstellung "1948" im Gespräch mit Leo Sucharewicz vom DEIN e.V.




DEIN: Du bist ein erfolgreicher Rapper, aber nicht nur. Du bist auch ein erfolgreicher Aufklärer gegen Antisemitismus mit Serien an Vorträgen in Schulen. Wie wirkungsvoll bist Du insgesamt?


Ben Salomo: Ich verlasse nach meinen Veranstaltungen die Schulen meistens mit dem guten Gefühl etwas bewirkt zu haben. Wenn ich aber nachzähle, wie viele Schulen es gibt und wie viele ich bis jetzt besucht habe, weiß ich, dass noch sehr viel Arbeit vor mir liegt.


DEIN: Klar. Wie viele Ben Salomos müssten geklont werden, um innerhalb eines Jahres relevante Schulzahlen zu erreichen?


Ben Salomo: 150 wäre ein Minimum. Alternativ sollten wir darüber reden, wie wir Jugendliche und junge Erwachsene ausbilden können, um eine effektive Antisemitismus-Prävention und Intervention zu gewährleisten.


DEIN: Wärst Du dazu bereit?


Ben Salomo: Ich wäre mehr als bereit, aber die Strukturen müssen weiter professionalisiert werden. Darüber hinaus müssen sich mehr Leute für diese Arbeit bereitstellen. Vielleicht muss der antisemitische Rap noch vulgärer, und die antisemitischen Parolen bei Demonstrationen noch hasserfüllter werden, damit mehr Menschen bereit sind ihre Komfortzone zu verlassen und sich die drohende Gefahr bewusst zu machen.


DEIN: Wie gefährlich sind ein halbes Dutzend Rapper mit begrenztem Verstand.


Ben Salomo: Es geht nicht nur um die Rapper. Die Rap-Fanbase und unsere Gesellschaft, müssen ebenso in diese Gleichung eingefügt werden. Kollegah z.B. hat über 1,8 Millionen Follower und er ist bloß einer von vielen mit antisemitischen Inhalten. Wenn die sagen: „Die Rothschilds regieren die Welt oder Israelis machen mit den Palästinensern das Gleiche wie die Nazis mit den Juden,“ dann erreichen sie damit Millionen Menschen.


DEIN: Werden solche Aussagen tatsächlich getroffen?


Ben Salomo: Ja, und noch schlimmer. Kollegah machte diese Aussage in einem Interview, sogar nachdem er die Gedenkstätte Auschwitz besucht hatte.


DEIN: Klingt nach einer raschen Verbreitung antisemitischer Viren, wobei ausnahmsweise die Virenschleuder bekannt ist. Wie kann die Pandemie verhindert werden?


Ben Salomo: Gar nicht so kompliziert. Die Institutionen müssen konsequent gegen Bühnen-Antisemiten klagen. Die Gesellschaft muss sich engagieren. Wer es sich leisten kann, sollte an professionelle Organisationen Geld spenden, die in der Antisemitismus-Prävention einen guten Ruf haben. Dabei sollte man besonders darauf achten, dass der israelbezogene Antisemitismus von der Organisation als Schwerpunkt betrachtet und nicht relativiert wird. Geschieht all das nicht, bekommen wir die Zurückhaltung bald voll ins Gesicht. Eine Generation von antisemitisch beeinflussten Jugendlichen wächst heran und geht irgendwann wählen. Dann ist die Party vorbei. Wir müssen uns der Realität stellen.


DEIN: Du bist ein Vorbild. Danke für das Gespräch und die Orientierung. Die Klonidee als ultima ratio ist noch nicht vom Tisch.






Links zu Musik-Videos von Ben Salomo

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