Für die Headline "Der Frieden ist fern" erhielt im November die Süddeutsche Zeitung unseren Preis für die dümmste Headline des Monats (s. hier). Unser Gratulationsschreiben an den zuständigen Redakteur, Peter Münch, wurde beantwortet. Hier die gesamte Korrespondenz zwischen Münch und Leo Sucharewicz vom DEIN e.V.
Dümmste Headline des Monats
Hallo Herr Münch – Gratulation – Sie haben
den aktuellen Preis für die Dümmste Headline
des Monats gewonnen. Zertifikat attached.
Shalom
Leo Sucharewicz
Dipl.sc.pol. Leo Sucharewicz
Strategie und Kommunikation
DEIN - DEmokratie und INformation e.V.
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Herr Sucharewitz, ich will Ihnen Ihre Unkenntnis ja nicht vorhalten, aber die Überschriften macht nicht der Autor, sondern die Redaktion in der Zentrale. Doch ich werde in diesem Fall wohl davon absehen, den Preis weiterzureichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Münch
Correspondent for Israel and the Palestinian Territories
Süddeutsche Zeitung
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In der Tat, Herr Münch, war / bin ich mit den Usancen der SZ nicht
vertraut, nach denen die Redaktion Headlines von kosmischer Dummheit
entwickelt.
Durchaus bekannt sind mir geografische Grundkenntnisse des Nahen
Ostens. Demnach lassen sich als Israels unmittelbare Nachbarn identifizieren:
Libanon, Syrien, Jordanien, Ägypten, palästinensische Autonomiegebiete und
der Gazastreifen.
Sie bezeichnen so großzügig wie diffus das Verhältnis zwischen Israel
und „den Nachbarn“ als vergiftet und machen Ministerpräsident Netanyahu
für diesen Aggregatszustand verantwortlich.
Ägypten, Israel, Zypern und Griechenland verbinden seit geraumer Zeit
sicherheitspolitische und energiepolitische Abkommen. Das Handelsvolumen
zwischen Israel und Ägypten steigt. Neue Verträge sehen substanzielle
Gas-Lieferungen von Israel an Ägypten vor. Der Friedensvertrag und die
diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit über 40 (!)
Jahren stabil.
Generell bedauerlich, wem diese Entwicklung entgangen ist, peinlich
für den „Correspondent for Israel and the Palestinian Territories
Süddeutsche Zeitung,“, als der Sie Ihre Korrespondenz signieren.
Ägypten entfällt evident als Nachweis jeglicher Vergiftungstheorie.
Jordanien erhielt von Israel jährlich 50 Millionen Kubikmeter Wasser,
ohne die weite Teile der Bevölkerung des Haschemiten-Landes
Durst leiden würden. Ab 2016 verdoppelte Israel die Wassermenge auf
100 Millionen Liter, um die 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien mit zu
versorgen. Die Kooperation zwischen israelischen und jordanischen
Sicherheitsorganen ist intensiv und vertrauensvoll, bis zur Corona-
Krise spielte der wachsende Tourismus aus Israel für die jordanische
Wirtschaft eine substanzielle Rolle. Israels Luftwaffe bildet für die
Monarchie in Jordanien einen Überlebensschirm.
Jordanien entfällt ebenfalls evident als Nachweis Ihrer Vergiftungsphantasie.
Der Libanon befindet sich seit 1948 (!) offiziell im Kriegszustand mit Israel.
Welche grandiose neue Erkenntnis wollen sie bei diesem Nachbarn mit
tausenden Raketenüberfällen auf Israel, unterwandert von einer Terrororganisation,
Ihren Lesern vermitteln? Aber hier zu Ihrer Information, die sie ebenfalls
in Ihrer Recherche redaktionell entsorgt haben:
Claudia Aoun, Tochter des libanesischen Präsidenten, konnte sich im vergangenen
Oktober „... einen Friedensvertrag mit Israel vorstellen.“ Und, bitte anschnallen,
Bahaa Harir, Bruder des designierten Präsidenten Libanons, sagte ebenfalls im Oktober
im Interview: “Wir haben Probleme mit Israel, die wir lösen müssen. Aber schlussendlich
brauchen wir Frieden mit Israel.“
Das mag für Sie toxisch klingen, doch der logische Teil der Menschheit, der Teil also,
der keinen an der Waffel hat, erkennt darin eine unübersehbare Verbesserung.
Bleiben also Syrien, Gaza und die palästinensischen Autonomiegebiete.
Es wäre mir eine Freude, mit Syrien zu beginnen, um Ihre Vergiftungstheorie
und Ihre Schuldzuweisung im Kontext des nachbarlichen Bürgerkrieges zu
überprüfen.
Mag der Lorbeer für die dümmste Headline des Monats der SZ-Redaktion
zustehen. Ihre Verdienste um diesen Preis liegen in einer bemerkenswert
dummen oder dreisten oder dummdreisten Verbiegung und Verzerrung des
fortschreitenden Friedensprozesses zwischen Israel und seinen Nachbarn.
Wahrnehmungspsychologische Defizite verbreiten sich in unserer Zeit ja
generell recht dynamisch und können fallweise wie bei Attila Hildmann
bis hin zu psychotischen Veränderungen führen. Dass auch obsessives
Israel-Bashing sich dergestalt tendenziell transformiert, kann nicht
ausgeschlossen werden. Bei Redakteuren werden Symptome sichtbar,
wenn Berichte durch Behauptungen ersetzt werden (Friedensprozess
rückabgewickelt) und Analysen durch Anschuldigung.
Ich kann Ihnen keine Unkenntnis vorhalten. Und die Rückgradlosigkeit
willfähriger Redakteure ist heute ja nicht unüblich. In wenigen Jahren
wird Israel mit der Arabischen Liga ein Friedensabkommen erreichen,
Wird die SZ Redaktion dann kollektiv ihren Selbstmord anbieten oder
einfach weiter krakeelen?
Beste Grüße und Shalom
Leo Sucharewicz
DEIN e.V.
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